Die Freien Wähler informieren! (01/22)
Sehr geehrte Damen und Herren,
zunächst einmal hoffe ich, dass Sie alle wohlbehalten in das Jahr 2022 gekommen sind. Und wie die meisten wünsche ich uns, dass die Pandemie-Geißel im neuen Jahr nun endlich verblassen möge. Vielleicht mag auch das eine oder andere weitere Schlechte aus dem letzten Jahr ebenfalls verschwinden. Dessen Beurteilung liegt dabei oft in der Perspektive des Betrachters. Stefan Rogal sagte einmal wenig weltmännisch: „Aus Hintertupfinger Perspektive wirkt Manhattan faszinierend; aus der des Abwasserkanals unter dem Broadway weniger.“
Und auch in Eching gehen die Sichtweisen aktuell sehr stark auseinander. Es kursiert ein Online-Video von Echinger Bürgern am Marktplatz, die sich eindeutig negativ zu unserem Bürgermeister äußern. Die Hauptdarsteller darin sind „zufällig“ das who-is-who der Thaler-Kritiker. Dem entgegen steht ein offener Brief einer Gruppe, die zur Zurückhaltung bis zur juristischen Klärung um Thaler aufruft. Die entgegengesetzte Perspektive mag sich vielleicht mit den roten Parteibüchern erklären lassen, sicher aber mit der Tatsache, dass fast ausnahmslos alle Unterzeichner im letzten Wahlkampf noch als FoTs, Friends-of-Thaler, auftraten.
Dazu kommt ein 3. BGM, der in Berlin nicht nur versucht sich räumlich zu distanzieren, sondern auch juristisch. Eine 2. BGMin, die um Aufklärung bemüht ist, Thaler aber noch immer mit „lieber Sebastian“ anspricht, und daher aufgrund ihrer Nähe zu diesem an ihrer Aufgabe scheitert. Und wie ist die Perspektive des beschuldigten selbst? Dieser äußert sich nach langem Schweigen plötzlich im Bauauschuss, aber auch nur zu den Vorwürfen, welche die Auftragsvergabe an seinen Schwager betreffen (hier gibt es noch keine Ermittlungen der Staatsanwaltschaft). Diesen habe er ja „nur zum Wohle der Gemeinde“ beauftragt, woran er auch nichts Verwerfliches fand. In der Verwaltung haben angeblich alle von der Verwandtschaft gewusst, obwohl der Bauamtsleiter sofort öffentlich widersprach. Und im Übrigen seien an anderer Stelle ja auch schon von Mitarbeitern Aufträge an Verwandte vergeben worden. Quasi dann darf er als Chef das doch erst recht!
Meine Damen und Herren, Sie können sich denken, dass Herr Thaler so in unserer Fraktion kein Vertrauen gewonnen hat. Schon aus der Stochastik heraus ist es mittlerweile äußerst unwahrscheinlich, dass bei der Vielzahl an Anschuldigungen Herr Thaler am Ende unschuldig ist. Allerdings sind hier die Befugnisse des Gemeinderates äußerst begrenzt. Und schon das Offenlegen einfacher Rechnungen wirft komplizierte, juristische Fallstricke aus. Als Räte haben wir einen Amtseid geschworen, Schaden von der Gemeinde abzuwenden. Zu beurteilen, wo aktuell der größere Schaden zu vermeiden ist, ist momentan unsere Hauptaufgabe. Daher stützen wir trotz Thaler noch den Verwaltungapparat. Aber ich gebe zu, ähnlich wie bei der Einordnung unseres BGMs mag sich auch hier die Frage der Perspektive stellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Christoph Gürtner (Fraktionsvorsitzender FW)